Mit einem Festgottesdienst am 21. November 2023 feierte die Evangelische Schule Neukölln ihr 75-jähriges Jubiläum im voll besetzten Berliner Dom mit rund 1200 Geburtstagsgästen.

Bischof Dr. Christian Stäblein betonte in seiner Predigt: „Echt Schöne Nachricht – ESN. Auch dafür steht das Kürzel der Schule.  Also, dass die Evangelische Schule Neukölln ein dreiviertel Jahrhundert alt wird – das ist doch mal eine echt gute Nachricht in unserer heutigen Zeit!“
Und im Hinblick auf das Predigtwort aus dem Kolosserbrief: ‚In Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis‘, zog er die Parallele zur Schulgemeinschaft: „In den Worten und im Miteinander, im Leben und Lernen dieser Schule liegen Schätze verborgen. Und zu diesen Schätzen zählen Vielfalt und Toleranz, so, wie sie in der Evangelischen Schule Neukölln gelebt werden. Aber der größte verborgene Schatz, das seid ihr alle zusammen: Die Schüler*innen und Pädagog*innen, Sozialarbeiter*innen und Psycholog*innen und Eltern!“

„Echt stark, nah“, wäre auch eine mögliche Abkürzung für die ESN, so der Bischof. Denn nach dem Messerattentat auf zwei Schüler*innen der Schule im Mai dieses Jahres, sei die Schulgemeinde stark miteinander verbunden und füreinander da gewesen, betonte der Bischof.

Der Schulleiter der Schule, Thorsten Knauer-Huckauf, erklärte in seiner Rede: „Unsere Schule wurde als Zeichen der Hoffnung und des Friedens gegründet. Aus der einst sehr kleinen, aus nur einer Klasse bestehenden Schule ist unsere Schule heute mit 900 Schüler*innen die größte evangelische Schule in Berlin. Von der ersten bis zur 13. Klasse bieten wir allen Schüler*innen die gleichen Bildungschancen – unabhängig von ihrer sozialen oder religiösen Herkunft. Wir schauen mit Stolz auf diese Entwicklung unserer Schule.“

In einem kurzen Film führten ehemalige Pädagog*innen und Schüler*innen die Gäste durch die Chronik der Schule mit Zeitzeugenberichten.

Dem Schwerpunktthema des Gottesdienstes „Glaube und Wissen“ widmeten sich Schüler*innen aus der 12. Und 13. Jahrgangsstufe, um zu verdeutlichen, dass in ihrer Schule gerade Glaube und Wissen keine Gegensätze darstellen, sondern aufeinander aufbauen.

In ihrem Grußwort unterstrich die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch die Notwendigkeit der Freien Schulen und versprach, diese weiter zu stärken. Denn die Freien Schulen stellten nicht nur wichtige Schulplätze für die Berliner Bildungslandschaft zur Verfügung, sondern sie seien auch beispielhaft im Hinblick auf das Engagement der Schüler*innen und Pädagog*innen. Sie betonte dabei das gute Miteinander und den starken Zusammenhalt, speziell in der Evangelischen Schule Neukölln: „Die Evangelische Schule Neukölln zeigt, dass es möglich ist, verschiedene Kulturen und Religionen zusammenzuführen. Sie fördert damit die Integration von der ersten bis zur 13. Klasse. Hier werden Schüler*innen zu verantwortungsbewussten jungen, toleranten Menschen ausgebildet. Hier werden Wissen und Werte vermittelt, die die Schüler*innen sehr gut auf das Leben vorbereiten und sie somit mit den bestmöglichsten Zukunftsaussichten ausstattet. Und dazu gehören vor allem auch Dialogbereitschaft und Gewaltfreiheit. Und ich sage es noch einmal ganz deutlich: Die Evangelische Schule Neukölln wird gebraucht!“

Der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Schulstiftung in der EKBO, Frank Olie, sagte:
„Seit 75 Jahren ist die Evangelische Schule Neukölln ein Leuchtturm der Bildung und des Glaubens in einem multikulturellen Kiez. Dass unsere Evangelische Schule Neukölln heute diese Bedeutung in der Bildungslandschaft einnimmt, ist auch das Verdienst all ihrer Freunde und Förderer – einen herzlichen Dank an Sie alle für Ihren Einsatz und Ihre Unterstützung, gerade in schweren Zeiten wie jüngst bei dem brutalen Überfall auf zwei Schülerinnen auf unserem Schulhof.“

Ausdrücklich bedankte sich der Vorstandsvorsitzende bei dem Schulleiter der Schule und dem Kollegium: „Diese Schule hat sich über die Grenzen des Bezirks hinaus einen sehr guten Ruf erworben. Das ist Ausdruck für die hervorragende pädagogische Arbeit und das große Engagement aller Mitarbeitenden der Schule. Und dafür möchte ich Ihnen, Herr Knauer-Huckauf, und dem ganzen Team sehr herzlichen danken.“

Dies verdeutlichten auch die Anmeldezahlen für die Schule: Sie überschreiten bei weitem die freien Schulplätze, so dass sich die Schule nun neuen Herausforderungen gegenübersieht und ein Neubau für die gymnasiale Oberstufe notwendig wurde.

Im September 1948 begannen die ersten Schülerinnen ihre Schullaufbahn in den Räumen der Genezareth-Gemeinde in Neukölln: Ohne Tafel, Katheder oder kindgerechte Schulmöbel. Und doch erhielt die Schule einen immer größeren Zulauf an neuen Schülerinnen und Schülern. Bereits wenige Jahre später musste sie nach neuen Räumen suchen und die Schule befand sich an vielen verschiedenen Orten. Erst 1956 bezog sie endlich das neugebaute Schulhaus in der Mainzer Straße.

Fotos: Sabine Struve, Frank Wölffing