Als nach den Sommerferien ein Mädchen unserer Klasse vorschlug, am Schülerwettbewerb der Bundeszentrale für politische Bildung teilzunehmen, waren alle begeistert. Schnell war uns klar, dass wir einen Film im Format der Kindernachrichtensendung Logo drehen wollten. Die meisten von uns schauen regelmäßig diese Sendung und so erschien es spannend, eigene Kindernachrichten zu gestalten. Weil keiner von uns bisher einen Film gedreht hatte, nahmen wir Kontakt zu dem Bildungszentrum „die gelbe Villa“ in Kreuzberg auf. Dort leiteten uns andere Kinder, die so genannten „gelben Zitronen“, nachmittags an, Filme zu drehen und ein Studio einzurichten. Auch einen Teil des Equipments liehen wir dort aus.
Die Berliner Mauer war ein Thema, das uns interessierte und die Stadt Berlin wegen der Feierlichkeiten gerade beschäftigte. Wir versuchten die historischen Hintergründe zu verstehen und drehten Erklärfilme, interviewten Zeitzeugen und filmten die Bänder, die wir vor den Herbstferien beschriftet hatten und die nun als Installation am Brandenburger Tor hingen. Wir wollten aber auch über andere Themen berichten, für die wir uns engagierten. Einige von uns hatten an den Fridays-for-Futures-Demonstrationen teilgenommen, andere hatten T-Shirts gedruckt und verkauft, um das Geld dem WWF zu spenden und damit bedrohten Berggorillas zu helfen, wieder andere engagierten sich in einem Mädchenfußballteam.
Nun begannen wir in Gruppen zu recherchieren. Heike, eine Medienpädagogin, kam zusätzlich für einige Stunden in die Schule und erklärte uns, wie man ein Storyboard zeichnet und was man beim Einsprechen der Texte und beim Filmen beachten sollte. Für unsere Legefilme und den Studiohintergrund malten wir Bilder, die wir abfotografierten. Es war nicht immer einfach, die dazugehörigen Texte fehlerfrei einzusprechen. Es konnten auch nicht alle, die wollten, Moderatoren werden. Daher führten wir ein „Moderatorencasting“ durch und stimmten in geheimer Wahl ab. Das Studio bauten wir für drei Tage in der Schule auf. Alle Dreharbeiten machten uns sehr viel Spaß, sie waren aber auch herausfordernd. Für die Interviews im Fußballverein brauchten wir Drehgenehmigungen. Bei der Straßenumfrage mussten wir uns überwinden, wildfremde Menschen anzusprechen und sie freundlich für ein Interview zu gewinnen. Manchmal vergaßen wir auch, den Ton mitlaufen zu lassen. Wir gewöhnten uns deshalb an feste Abläufe: Ton läuft, Kamera läuft und Action!
Wir finden es toll, dass wirklich jedes Kind aus der Klasse zu diesem Film beigetragen hat. Wir haben gelernt, dass Filmarbeit am besten in einem großen Team gelingt. Manche von uns standen vor der Kamera, andere dahinter. Wir wechselten uns ab. Mal war der eine, mal die andere Regisseurin, Ton- oder Kameramann bzw. Kamerafrau. Am Ende sind wir sehr stolz darauf, dass wir alles selbst gedreht haben. Auch die Musik ist selbst gespielt. Wir wissen jetzt aber auch, wie viel Arbeit hinter den Filmen steckt, die wir so gerne sehen. Und dabei haben wir den Film noch nicht einmal selbst geschnitten. Glücklicherweise hatten wir Cutter in der Elternschaft, die am Ende das Material zu einem Film zusammenfügten.
Hier geht´s zum Film.