Warum gibt es Wahlen? Wie funktioniert der Bundestag? Welche Partei passt zu mir und vertritt meine Interessen am besten? Sollten Jugendliche ab 16 Jahren bereits an der Bundestagswahl teilnehmen können? Diesen und anderen Fragen widmeten sich die Schülerinnen an den U18 Projekttagen, die am 9. und 10. September an unserer Schule stattfanden.

‚Demokratie zum Anfassen‘ gab es dann auch in der darauffolgenden Woche: Bei einer Podiumsdiskussion mit den Direktkandidierenden des Wahlkreises Neukölln, die von den Politik-Leistungskursen des 12.und 13. Jahrgangs souverän organisiert und moderiert wurde, mussten sich die Kandidierenden zahlreichen Fragen stellen und zuvor – in einem Quiz – ihr Wissen über den Bezirk Neukölln unter Beweis stellen.  Thematisch im Fokus standen die Wohnungs-Frage und der Klimaschutz. Zudem wurde auch gefragt: Wie können Nachteile, die für Kinder und Jugendliche aus der Corona-Pandemie resultierten, kompensiert werden?

Höhepunkt und Abschluss der Thementage bildete die U18 Wahl, bei der alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 4-13 ihre Stimmen abgeben konnten. Abgestimmt wurde auf den Original-Bundestagswahl-Stimmzetteln des Bezirks Neukölln. Nach dem Auszählen von mehr als 600 Stimmzetteln stand das Ergebnis fest: Wie bei den anderen unter 18-Jährigen in Deutschland schnitt die Partei ‚Die Grünen‘ am stärksten ab. Inwiefern die Ergebnisse der schulinternen Wahl mit den Wahlergebnissen anderer Jugendlicher in Neukölln und in Deutschland differieren, wurde im Anschluss auch in den Klassen besprochen.

Warum so viel Aufwand, wenn die Stimmen der Jugendlichen eigentlich gar nicht zählen? Ausgangspunkt für die Projekttage waren vor allem zwei Gedanken: Das Ausüben demokratischer Praktiken muss eingeübt werden. Dies gilt für das Protestieren, das Diskutieren, aber natürlich auch für das Wählen. Die Projekttage sollten den Schülerinnen und Schülern Orientierung geben und ihre demokratische Handlungskompetenz stärken. Aber sind es nur die Schülerinnen und Schüler, die profitieren? Das Durchführen von U18 Wahlen sendet auch ein wichtiges Signal an die Gesellschaft. Denn wenngleich die Stimmen der Jugendlichen bei der Bundestagswahl nicht berücksichtigt werden, so geben sie doch einen wichtigen Einblick in die Meinungswelt der jungen Menschen. Dabei zeigt sich, dass die Interessen von jungen und erwachsenen Menschen keineswegs deckungsgleich sind. Was passiert, wenn jungen Menschen sich politisch nicht gehört fühlen, beweisen gerade in eindrucksvoller Weise die FridayForFuture-Proteste. Die U18 Wahlen waren und sind ein Mittel, mit dem junge Menschen zeigen können, dass sie die Demokratie von Morgen gestalten wollen. Und das am liebsten schon jetzt.

Die Projekttage wurden in diesem Jahr von einem Fernsehteam von Frontal 21 begleitet. Der Beitrag ist einzusehen unter:

https://www.zdf.de/politik/frontal/u18-bundestagswahl-die-stimmen-der-jugend-100.html

Martin Schneider