Am 23.02.2024 besuchte die 103-jährige Holocaustüberlebende Margot Friedländer unsere Schule, sprach zu uns und beantwortete unsere Fragen.
Dieser Tag blieb uns allen in Erinnerung und war sehr berührend. Besonders die Worte „seid Mensch“ und „es gibt kein jüdisches, christliches oder muslimisches Blut, es gibt nur menschliches Blut“, brannten sich in unser Gedächtnis ein.
Im Mai 2025 verstarb Frau Friedländer im Alter von 104 Jahren und einige Schüler und Lehrer der ESN hatten zwei Monate später, am 9.7.2025, die Ehre, zu ihrer Gedenkfeier in der Philharmonie gehen zu dürfen.
Unter den Gästen befanden sich viele ranghohe Politiker wie der Bundespräsident Steinmeier, Olaf Scholz, Annalena Baerbock und weitere Berühmtheiten wie der Sänger Max Raabe.
Zudem waren Leute der Margot Friedländer Stiftung, die Projekte und Initiativen fördert, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie und sich gegen Antisemitismus, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit einsetzt, vor Ort.
Sie alle waren zusammengekommen, um die Zeitzeugin zu ehren und an ihre Lebensgeschichte zu erinnern.
Es wurden mehrere Reden gehalten, unter anderem vom Bundespräsidenten Steinmeier, es gab unterschiedliche Musikeinlagen und Filmausschnitte, die von Margot Friedländers Leben erzählten. Die Stimmung war ernst und bedrückt und wir waren ergriffen von den Eindrücken aus diesem langen und bewegten Leben. Bemerkenswert war allerdings auch, dass die Veranstaltung mit einigen heiteren Swing Stücken endete, die Margot Friedländer sehr liebte – ein Ausdruck ihrer Lebensfreude und eine Erinnerung an die 1920er Jahre, die Zeit bevor ihre Familie Opfer des NS-Terrors wurde.
Mich persönlich hat es auch nach der Veranstaltung noch beschäftigt, wie die Lage für jüdische Menschen in Deutschland aktuell ist. Sie müssen Angst haben, sich in der Öffentlichkeit zu erkennen zu geben. Jüdische Einrichtungen brauchen Polizeischutz, besonders seitdem der Nahostkonflikt sich in Folge des 7. Oktobers so verschärft hat. Diese Entwicklung entging auch Margot Friedländer nicht, die besorgt sagte: „So hat es damals auch angefangen“. Es macht mich traurig, dass sie mit der Sorge, dass sich die Geschichte wiederholen könnte, vor allem nachdem sie fast 20 Jahre gegen das Vergessen kämpfte, starb.
Wir sind unfassbar dankbar für Frau Friedländers Arbeit und schätzen, dass sie zu uns gesprochen hat und unsere Fragen beantwortet hat. Es gibt immer weniger Holocaust-Zeitzeugen auf der Welt, weshalb wir als Gesellschaft umso mehr gegen das Vergessen ankämpfen müssen und die Verantwortung dafür tragen, dass so ein Menschheitsverbrechen nie wieder passiert.
Marielle Sbiegay und Nola Renkwitz