Über einen Zeitraum von 4 Doppelstunden gestalteten Schüler*innen der Klasse 8 d Traum-Räume.

Zur Einführung beschäftigten wir uns mit fantastischen Raumvisionen aus Barock, Romantik und Gegenwart, von Piranesis Kerkerlabyrinthen, über königliche Prunk- und Spiegelzimmer, Parks mit künstlichen Grotten und Vulkanen, bis zu Zukunftsräumen in Blade Runner und Star Wars. Anschließend bauten jeweils zwei bis vier Schüler*innen nach eigenen Entwürfen bühnenartige Fantasie-Räume. Als Basis dienten zumeist Schuhkartons, die unter Verwendung unterschiedlichster Materialien gestaltet wurden.

Die Ausstattung der Räume erfolgte mit viel Liebe zum Detail: Beispielsweise wurden Schränke mit verschiedensten Kleidungsstücken versehen, es finden sich Miniatur-Computertastaturen und -laufwerke, Aschenbecher und Zigarettenschachteln, Polstermöbel, Kerzen, Gemälde oder Spielchips, Tropfsteine und Monde aus Gips sowie Fässer aus Sektkorken. Vielfach wurden auch spezielle Lichteffekte eingebaut: Spiegel wurden angebracht, Löcher und Fenster gebohrt und ausgeschnitten, farbige Folien und Transparentpapiere eingeklebt sowie LEDs und kleine Lampen eingesetzt.

Die Räume entführen uns in mannigfaltige Welten:

(1) Zwei übereinandergestapelte Kartons beherbergen einen alten Weinkeller in Backsteingewölben, aus dem man durch eine Falltür im Boden in eine darunter gelegene düstere Tropfsteinhöhle gelangt. Feuer lodern hier neben einem erloschenen Vulkan aus Boden und Wänden.

(2) Der Blick in eine weitere Schachtel offenbart einen schwarzen, nüchternen Raum, der sich ganz auf die Fortnite-„Play-Station“ konzentriert. Für die emotionale Atmosphäre sorgt die abwechselnd blau oder orange glühende Wolkendecke, die zeigt, dass sich diese vorgeblich grabesruhige Spielinsel tatsächlich im Auge eines Sturms befindet, aus dem jeden Moment fürchterliche Mächte hervorbrechen können.

(3) Der nächste schwarze Raum entführt in die Weiten des Alls: Vor einem Sternenhimmel schwebt – in der Dunkelheit schwach beleuchtet – der rote Planet Mars, umkreist von einem grauen, unwirtlichen Mond. Wer genau hinschaut, erkennt, dass es der Blick in die Zukunft ist, in dem Menschen (?) den Mars besiedelt und gigantische Hochhausstädte errichtet haben.

(4) Eine gewisse Düsternis strahlt auch das verlassene Spiel-Casino aus (ein Hinterzimmer im Rotlicht-Viertel?). Hier steht noch der mit grünem Filz bezogene Roulette-Tisch. Einzelne Chips wurden vom Croupier nicht abgeräumt. An der Wand hängt ein abstraktes Gemälde.

(5) Einfache Verhältnisse offenbart die Ein-Zimmer-Wohnung. Zigaretten liegen auf der Spüle, das Bett scheint ungemacht. Auf dem Couchtisch, vor dem Sofa mit dem „Lieblingsort-Kissen“, liegen angerauchte Joints im Aschenbecher.  Auf dem Flatscreen an der Wand läuft „Bauer sucht Frau“. Draußen gibt es noch ein Dixie-Klo.

(6) In Paris befindet sich das rosarote Ankleidezimmer (Motto „Life Is Better In Pink“) einer modebewussten Kakteenliebhaberin, ausgestattet mit fluffig-plüschigen Polstermöbeln, schicken Kleidern, einer Wolkenleuchte und einem gut gefüllten Kleiderschrank.

(7) Ebenfalls rosarot ausgemalt ist das Malerinnen-Atelier. Dominantes Motiv der Gemälde an den Wänden und auf der Staffelei ist der blaue Himmel, mal mit weißen oder grauen Wolken, mal mit einem Baum oder grünen Hügeln kombiniert. Passend dazu liegt ein blau-weißer Designer-Teppich auf dem Boden.

(8) Ein weiterer Schachtelraum durchlief während des Schaffensprozesses eine Metamorphose vom Autokofferraum zum edlen Speisesaal: In einem moosbewachsenen Schloss lädt nun unter dem elektrisch beleuchteten silbernen Kronleuchter eine lange Tafel mit Kerzen und stoffbezogenen Stühlen zum Diner zwischen wertvollen, goldgerahmten Gemälden ein.

S. Walter