Und dann kam an einem Mittwochmittag die Nachricht, die man als Eltern nicht hören will, die aber inzwischen immer mehr Familien betreffen: Die Klasse (Mittelstufe der ESN) muss in Quarantäne!
Das löst bei Lehrer*innen, Eltern und Kindern verschiedene Gefühle aus und viele Fragen stehen im Raum, hier nur einige davon:
– was bedeutet das für unsere Familie?
– wie organisieren wir uns, was darf man und was nicht?
– wie gefährdet sind wir nun alle?
– wie soll das mit der Schule weitergehen?
– wie halte ich mein Kind bei Laune?
Mit der Information per E-Mail durch die Schule wurden uns Dokumente des Gesundheitsamtes mitgeliefert, die einige der Fragen bereits beantwortet haben. Das war sehr schnell, klar kommuniziert und hilfreich.
Die Frage der schulischen Organisation klärte sich dann auch sehr schnell. Am nächsten Tag begann der Fernunterricht unserer Kinder normal um 8:00 Uhr nach Stundenplan – und so ging es dann auch die gesamte Zeit weiter.
Die bereits seit längerem eingerichteten Classrooms für die einzelnen Fächer strukturieren die Inhalte und die Kinder kennen sich damit bestens aus. In Klassen-Videomeetings halten die Lehrer*innen den Kontakt zu den Kindern, sie bleiben mit ihnen verbunden. Dort werden Aufgaben erklärt, Fragen gestellt und beantwortet und so kann der Unterricht weitergehen. Auch bereits vorbereitete Vorträge werden auf diese Weise präsentiert.
Für mich als Mutter ist es nahezu wie mit einem Schulkind im normalen (Präsenz-)Schulalltag.
Die Rückmeldung der Kinder ist ebenfalls sehr positiv. Sie erzählen, dass sich alle wirklich gut und fair in den Video-Konferenzen verhalten. So müssen die Lehrer*innen viel weniger schimpfen oder laut werden.
Auch das Aufteilen in Kleingruppen (Break-Out Sessions) zum Bearbeiten einzelner Aufgaben gefällt den Kindern gut. Und sogar in den Wahlpflichtfächern werden die Quarantäne-Kids teilweise in den Kurs zugeschaltet.
Das geht jedoch nur, wenn die Lehrer*innen in dieser Zeit auch wirklich für den Fernunterricht eingeteilt und freigehalten werden. Sie stehen dann nicht für Vertretungen von anderen anwesenden Klassen zur Verfügung.
Und selbst bei technischen Problemen helfen alle mit. Die Internetkapazitäten reichen bei mehreren Leuten im Homeoffice / Homeschooling manchmal nicht aus. Geduldig wählen sich die Kinder wieder ein und helfen sich gegenseitig mit Erklärungen – teilweise auch per Telefon – aus.
Und selbst wenn es auf Seiten der Lehrer*innen mal zu technischen Problemen kommt, helfen die Kinder mit Ratschlägen aus. Alle lernen mit- und voneinander und gehen achtsam miteinander um.
Sicherlich verbringt mein Sohn gerade mehr Zeit vor und mit dem Computer – aber man kann das Eine nicht ohne das Andere haben. Ein Kind äußerte folgende Erkenntnis: „Ich werde mir später mal einen Beruf suchen, der nichts mit Computerarbeit zu tun hat.“ Auch das ist ein Lerneffekt.
Insgesamt läuft die Quarantäne bei uns sehr strukturiert und ohne seelische Erschütterungen ab. Morgens wird gelernt und gearbeitet und ab nachmittags wird dann gespielt oder indoor Sport gemacht. Anstrengend ist die Situation dennoch und es ist keine dauerhafte Perspektive für die Zukunft.
Ein ganz großes Dankeschön an die Lehrer*innen, die sich auf die veränderte Lehre eingelassen haben. Das bedeutet sicherlich Mehrarbeit, zeigt aber auch, dass auch ohne Präsenz eine Klasse zusammengehalten und mit Unterricht versorgt werden kann.
Ein großes Dankeschön geht auch an die Eltern, die es in unserer Klasse offensichtlich hinbekommen haben, die Kinder bei Laune zu halten und als letztes ein ganz dickes Lob an die Kinder, die bei geeigneten Angeboten zuverlässig und interessiert an den schulischen Inhalten weiterarbeiten und sich neue Erfahrungsfelder erschließen.
Ich bin mir im Klaren darüber, dass dieser direkte Wechsel auf den Fernunterricht nicht in allen Klassenstufen und in allen Fächern gleichermaßen sinnvoll ist. Ich wünsche auch nicht den Online-Unterricht zu Hause dauerhaft für mein Kind oder uns als Familie. Und nicht alle Eltern können ihre Arbeit im Homeoffice erledigen, das ist bei uns eine privilegierte Situation. Aber dennoch hatte ich das Gefühl, dass den Kindern durch die Tage in Quarantäne nicht wirklich ein Nachteil entstanden ist und die Klassengemeinschaft nicht gelitten hat – und das rechne ich den Lehrer*innen hoch an!
Und was vermissen die Kinder am meisten? Sie vermissen, dass sie jetzt nicht mehr mit dem Nachbarn flüsternd ein paar Worte austauschen können und nicht gemeinsam mit der Freundin auf dem Pausenhof fangen spielen können.
– Aus mehreren Rückmeldungen von Eltern einer Klasse in Quarantäne –